Geschmack

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"Der Geschmackssinn, auch als gustatorische Wahrnehmung bezeichnet, ist einer der zwölf physischen Sinne, von denen Rudolf Steiner in seiner Sinneslehre gesprochen hat. Was gemeinhin als Geschmacksempfindung bezeichnet wird, ist allerdings ein komplexes Zusammenspiel des eigentlichen Geschmackssinns und des Geruchssinns gemeinsam mit Tast- und Temperaturinformationen aus der Mundhöhle." [1]

"Die verschiedenen Geschmacksrichtungen erwecken sehr wichtige und wesentliche Prozesse für die seelisch-geistige Entwicklung. Durch die Ernährung können die Sinne auf eine höhere Stufe entfaltet werden."[2]

Dabei können 6 charakteristische Geschmacksrichtungen unterschieden werden: süß, bitter, herb, sauer, scharf, salzig.


Das Süße[Bearbeiten]

"Das Süße enthebt das Bewusstsein auf feine Weise vom Körper und bringt es gleichzeitig in eine Interessensbereitschaft für verschiedene neue Fragen und auch für das irdische Leben. Die Welt will süß und geborgen erscheinen. Sie will vom menschlichen Ego ergriffen werden. Würde man dem Menschen das süße Erleben ganz entziehen, so würde er wohl an den immer nur gesalzenen Speisen mehr verhärten und nahezu zerbrechen. Das Süße öffnet ihn für das Interesse zur Welt, aber dieses Interesse nicht zu sehr in die egoistische und einseitige Verhaltensrolle entgleiten.

In jeder Pflanze und ganz besonders im Getreide befinden sich die süßen Kohlenhydrate. Sie sind im Getreide, in Karotten und auch anderen kohlenhydratreichen Gemüsesorten harmonisch und fein verteilt und nicht isoliert. Der weiße Kristallzucker aber ist ein isoliertes Produkt und er fördert nicht die soziale und gute Integrität des Menschen, sondern sein Streben nach einem Eigensinn und einer Antiliebe."[3]

Das Bittere[Bearbeiten]

"Die bitteren Speisen mit ihrem Amara-Geschmack sind im Gesamten und besonders in der depressiven Kondition für die Gesundheit förderlich und erregen die Aktivitätskraft des Leberstoffwechsels. Bei fast allen psychischen Erkrankungen, bei denen die Seele nicht mehr so recht In den Leibzusammenhang findet und bei denen allgemein die nervösen, beunruhigenden Tendenzen vorherrschen, geben leicht bittere Gewürze und auch Nahrungsmittel, wie beispielsweise der Hafer mit seiner milden Bittertendenz eine außerordentlich gute Grundlage. Das Bewusstsein möchte infolge der nervösen Unruhen wieder mehr den Leib ergreifen und meist bestehen in diesem nicht die ausreichenden Grundlagen, denn die Organe des Menschen sind fast immer zu einem gewissen Grade geschwächt. Bittere Gemüsesorten sind beispielsweise die Artischocke, Chicoree, ganz besonders die Löwenzahnblätter und verschiedene Wintersalate. Nicht unerwähnenswert ist auch die Brunnenkresse. Die bitteren Nahrungsmittel, die bereits auf die Sekretion und Enzymbildung anregend wirken und die gesamte Verdauungsleistung straffen, geben eine bessere Grundlage, um das Bewusstsein wieder in den Leib hineinfinden zu lassen. Diese Art Nahrung dynamisiert die Organe, ohne sie zu überdehnen und zu überlasten."[4]

Das Herbe[Bearbeiten]

"Die herbe oder adstringierende Geschmackrichtung liegt gewissermaßen zwischen den salzigen und bitteren Nahrungsmitteln und diese bewirkt eine sehr angenehme, formbildende Erkraftung gegenüber dem Körper. Alle herben Nahrungsmittel trocknen das Gewebe aus und ziehen den Säftefluss zusammen, sodass die Lymphtätigkeit mehr zur Erkraftung kommt. Sesam, Hibiskusblüte, Schlehe, Buchweizen und Quark wirken leicht herb und zusammenziehend. Ein sehr stark zusammenziehendes Mittel ist auch die Quitte."[5]

Das Saure[Bearbeiten]

"Wie wirkt die saure Komponente, der man nachsagt, sie mache den Menschen lustig? Es muss jemand nicht in die Zitrone beißen, um das saure Erleben einen Moment für sich auszukosten. In den Milchsäureprodukten wie Joghurt, Sauermilch oder Buttermilch befindet sich eine sehr harmonische, leicht säuerliche Komponente, die in milder Art das Verdauungssystem anregt und das Bewusstsein auf leichte Weise vom Körper erhebt. Allgemein wirkt das Saure lösend und entkrampfend auf das Bewusstsein und durchlichtet den Stoffwechsel. Es hilft, die Seelenkräfte voneinander zu gliedern, und gibt deshalb dem ganzen Gemüt eine beschwingte Anregung. Der typisch saure Zitronensaft wirkt heilend auf die gesamte Gemütslage des Menschen, die sich zu stark in Schweregefühlen und Depressionen verliert, denn er trägt ein Licht hinab in die dunklen Schattenseiten des Leibes."[6]

Das Scharfe[Bearbeiten]

"Das pikante und scharfe Würzen von Speisen, das vor allem in östlichen Ländern zur Vermeidung von Darmparasiten und zur Aktivierung des Temperaments bevorzugt wird, ist dem westlichen Bürger nicht sehr geheuer. Mit zu großen Gaben Pfeffer oder Chili sollte der Mensch auch vorsichtig sein, da er nur unnötig seine Schleimhäute überbeansprucht und das Nervensystem zur Unruhe reizt. Geringe Anregungen durch das scharfe Element sind jedoch für den Menschen, der sehr zu Melancholie neigt und in einen zu tiefen, einseitigen Innenbezug flüchtet, wertvoll denn die im Moment entflammende Wärmeanregung des Paprika kann beispielsweise das Bewusstsein mehr an die Peripherie locken. Hervorragende Nahrungsmittel, die nahezu den Standard eines Heilmittels aufweisen, sind die verschiedenen Zwiebelgewächse. Diese geben, ganz besonders wenn man an die weiße oder rote Zwiebel denkt, jeder Speise eine belebende, anregende und mild-scharfe Komponente. Der Knoblauch hingegen wäre durchaus kräftigend und gesund, aber er nimmt das Bewusstsein noch mehr als die Zwiebel durch seine schweflige und einhüllende Wirkung gefangen, sodass eine gewisse Dumpfheit durch zu viel Knoblauchgenuss entstehen kann. Zwiebeln jedoch, als Gewürz oder manchmal auch in feinen Scheiben auf das Brot gelegt, geben eine sinnvolle Anregung und lassen das Bewusstsein dennoch ausreichend frei von den aufsteigenden und einhüllenden Schwefelkräften. Sehr heilsam und gut ist auch die milde Schärfe der Ingwerwurzel. Dieses Gewürz gilt in Indien als eines der reinsten Produkte."[7]

Das Salzige[Bearbeiten]

"Das Salz ist ein erwähnenswertes Mineral, denn es fördert die konkrete Bildung des Gedankens und macht des Weiteren die Sinne wacher. Es fördert die Strukturierung und Formbildekraft im Bewusstsein. Die salzige Komponente wirkt auf das Verdauungssystem auf feine Weise zentrierend und bahnt die Bewegungen des Stoffwechsels. Es ist aber bei der Zubereitung der Nahrung grundsätzlich darauf zu achten, dass dem Körper keine überdurchschnittlich salzigen Speisen zugeführt werden. Das Salz sollte mehr den Geschmack jeder Speise emporheben, aber es sollte in keinster Weise dominieren. Es wäre günstig, wenn jede Form der Zubereitung so harmonisch wie möglich mit dem Salz abgestimmt wird, sodass der Einzelne keinen überdurchschnittlichen Durst nach dem Essen verspürt. Eine ungesalzene Speise besitzt in der Regel keine wirkliche Geschmacksintensität und dadurch kann sich der physische Leib weniger für die Nahrung interessieren. Eine Ausnahme hierzu bilden die Süßspeisen. Eine ganz geringfügige Menge Salz kann aber auch so manche Süßspeise im Geschmack anheben und sie dem Organismus seiner Sinnesfreude näher führen. Das Salz kann jedenfalls zur Harmonie jedes Gerichtes beitragen. Nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern im genau bemessenen, geschmacklich wohlerwogenen Abgestimmtsein wird das Salz der Speise zugeführt."[8]

Quellen[Bearbeiten]

  1. AnthroWiki
  2. Heinz Grill, Ein Neuer Yogawille, S. 184 Rn
  3. Heinz Grill, Ein Neuer Yogawille, S. 184 f.
  4. Heinz Grill, Ein Neuer Yogawille, S. 185 f.
  5. Heinz Grill, Ein Neuer Yogawille, S. 186
  6. Heinz Grill, Ein Neuer Yogawille, S. 186
  7. Heinz Grill, Ein Neuer Yogawille, S. 187
  8. Heinz Grill, Ein Neuer Yogawille, S. 187 f.